So dies und das und auch jenes

Vintage Computer: Mainboard Collage Teil 1 – 286er und 486er

29. August 2020

Bis 1989 habe ich ne PC Karte in meinem Amiga 2000 benutzt, wenn ich mit MS DOS arbeiten wollte. Das hat zwar funktioniert, war jedoch nicht wirklich performant und für das begonnene Studium auch nicht ausreichend. Ein halbwegs brauchbares Windows Betriebssystem kam mit Windows 3.0 gerade erst auf den Markt. Damals saß ich vor dem Bildschirm und starrte Windows an. Was soll ich damit? Das konnte nichts, was mein Amiga nicht schon Jahre vorher gekonnt hat und das, was es konnte, war eigentlich alles nur schlecht. Von präemptivem Multitasking, auf dem Amiga ein alter Hut, hatte Microsoft wohl noch nie was gehört. Also lief der PC meistens unter MS DOS und Windows blieb aus. Anspruchsvollere Sachen habe ich weiterhin auf dem Amiga gemacht. Wie man heute weiß, hat sich Windows trotzdem durchgesetzt. Aber das ist ein anderes Thema.

Zurück zur PC Entscheidung.
Es musste also ein 286er mit NEAT (New Enhanced AT) Chipsatz her, den ich dann auch um 1990 gekauft habe. Es gab zwar schon den 386er, die damaligen Boards waren jedoch, beispielsweise dem Landmark Benchmarktest nach zu urteilen, langsamer als das 286er Board mit NEAT Chipsatz. Also kaufte ich für rund 3.500 DM meinen ersten PC auf 286er Basis mit satten 4 MB RAM und einen Targa Multisync Monitor, der maximal 1024×768 Pixel im Interlacemodus darstellen konnte. Den Drucker hatte ich noch vom Amiga.

Ein paar Daten zum 286er Board:

  • zwei 8 Bit ISA Steckplätze
  • sechs 16 Bit ISA Steckplätze
  • Mainboard im AT Format
  • 80286er Prozessor mit 20 MHz
  • optionaler 80287er mathematischer Co-Prozessor
  • NEAT Chipsatz mit 20 MHz
  • DIN Anschluss für die Tastatur
  • mehrere Banks für SIPP RAM Module
  • Turbo Modus
  • alle Erweiterungen mussten über zusätzliche Controllerkarten in den ISA Slots realisiert werden

Der Intel 80286er Prozessor war direkt auf dem Board verlötet und benötigte mit seinen 20 MHz keinen Kühler oder Lüfter.
Für schnelle mathematische Berechnungen konnte man einen mathematischen Co-Prozessor, einen Intel 80287, zusätzlich aufrüsten. Hierzu war ein zusätzlicher Sockel auf dem Board vorgesehen. Der 286er konnte die Berechnungen zwar auch selber durchführen, war dabei jedoch um Längen langsamer als ein spezieller Mathe Co-Prozessor. Die Kombination Prozessor – mathematischer Co-Prozessor gab es noch bis zum Intel 80486.
Eine weitere Besonderheit, die es ebenfalls bis zum 80486er gab, war der Turbomodus. Anders, als der Name vermuten lässt, sorgte der Turbomodus jedoch nicht dafür, dass der Rechner schneller lief. Nein, das Deaktivieren des Turbomodus sorgte dafür, dass die Frequenz in der Regel auf die Original IBM PC Frequenz von 4,77 MHz gedrosselt wurde. Der Rechner wurde also langsamer, damit er kompatibel zu älteren Programmen wurde, die die langsame Geschwindigkeit erwartet haben, um fehlerfrei zu laufen.
So die Theorie. Ich meine, mein 286er Board lief einmal mit 16 MHz und mit 20 MHz. Die damaligen Gehäuse hatten sogar eine zwei- oder dreistellige 7-Segment Anzeige für die MHz Anzeige. Als Alternative wurde anstatt der MHz Angabe auch nur Hi und Lo angezeigt. Die Anzeige musste mit Jumpern einmal für den Turbo- und einmal für den langsamen Modus für jedes Segment konfiguriert werden.

Als Speicher kamen SIPP (Single Inline Pin Package) Module zum Einsatz. Genau genommen war es auf meinem Board nur ein original SIPP Modul. Die drei anderen Module waren SIMM (Single Inline Memory Modul) Module, an die nur die Pins angelötet wurden. Die beiden Modularten waren, bis auf den Anschluss identisch.

Für den Anschluss von Peripheriegeräten wie Maus und Drucker gab es spezielle Schnittstellenkarten. In der Regel waren das Kombikarten, die sowohl zwei serielle Schnittstellen, als auch eine parallele Schnittstellen auf einer Karte realisiert haben.

Festplatten mussten ebenfalls über eigene Controllerkarten angebunden werden. Die damaligen Mainboards hatten keine entsprechenden Controller on Board. Der Anschluss von CD-ROM Laufwerken war nicht vorgesehen. Die gab es damals auch noch gar nicht für den normalen Anwender zu kaufen.

Die Ausgabe von Ton und Bild erfolgte ebenfalls über entsprechende Sound- und Grafikkarten. Ich hatte damals in dem 286er keine Soundkarte.

Seit dem Kauf des 286er PCs habe ich eigentlich jedes Board und jede Karte, die ich jemals gekauft habe, behalten. Damals war es nach 2 spätestens 3 Jahren notwendig, die Hardware aufzurüsten, wenn man halbwegs aktuelle Programme laufen lassen wollte, entweder war die alte CPU zu langsam, das Board konnte nicht mit mehr Speicher bestückt werden, die Grafikkarte war ausgereizt oder die Festplatte zu klein und das BIOS hat keine Größeren unterstützt.
Mal zum Vergleich, mein aktuelles Board, ein Gigabyte X58A-UD7 habe ich Anfang 2009 gekauft und das läuft selbst heute noch mit Windows 10. Aufgerüstet habe ich mal von 6 GB RAM auf 18 GB RAM und die Festplatten wurden durch SSDs ersetzt. Meistens langweilen sich die vier Kerne des Core i7.

Aus der ausrangierten Hardware hätte man damals ja noch den einen oder anderen Bastelrechner zusammenschrauben können, um beispielsweise mit Linux rumzuspielen oder das Vernetzen von Windows PCs zu üben, damals noch mit einem RG58 Netzwerk, also dem guten Koaxialkabel mit BNC Steckern und Abschlusswiderständen.
Seitdem jedoch großer Speicher bezahlbar geworden ist und eine CPU mehrere Kerne besitzt, ist es günstiger geworden, Testsysteme mit VirtualBox oder ähnlichen Produkten zu virtualisieren, anstatt sich zig physikalische Rechner unter den Tisch zu stellen.
Was also mit den zig Kisten an Mainboards, Grafikkarten, Controllern usw. machen? Wegwerfen? Eigentlich zu schade. Also kam die Idee auf, die Kellertreppe runter eine Collage an die Wand zu schrauben.

Ende 1993 habe ich dann mein nächstes Board gekauft. Den 386er habe ich übersprungen, weil ich mir keinen Performancegewinn gegenüber meinem 286er versprochen habe. Nach langem Suchen habe ich im Studentenwohnheim in Bochum jemanden gefunden, der ein 486er Board mit 8 MB Speicher günstig verkauft hat. Den Rest habe ich erst einmal von meinem alten 286er System genommen.

Ein paar Daten zum 486er Board:

  • acht 16 Bit ISA Steckplätze
  • Mainboard im AT Format
  • 80486 DX Prozessor mit 33 MHz
  • optionaler 80487er mathematischer Co-Prozessor
  • DIN Anschluss für die Tastatur
  • max. 32 MB RAM als SIMM möglich
  • Turbo Modus
  • alle Erweiterungen mussten über zusätzliche Controllerkarten in den ISA Slots realisiert werden

Der 486er ist zwar gesockelt, jedoch ist das kein ZIF (Zero Insertion Force) Sockel. Das Einsetzen und Entfernen der CPU erfordert viel Kraft, was nicht jede CPU oder jedes Mainboard überlebt hat. Ein Wechsel war deswegen eher unüblich.
Dies war auch das erste Board, das ich mit einer Soundblaster Karte aufgerüstet habe. Soundblaster war damals quasi der Standard unter den Soundkarten und jedes Spiel, dass unter MS DOS gespielt werden konnte sorgte für eine kompatible Soundausgabe auf der Soundblaster Karte.
Die Soundblaster Karte hatte auch eine spezielle Schnittstelle für ein CD ROM Laufwerk, dass ich 1993 oder 1994 auch nachgerüstet habe.
Mit diesem Board habe ich dann auch die ersten Spiele auf dem PC gespielt. Während es für Doom von 1993 noch ausreichend war, hatte ich bei Duke Nukem 3D von 1996 meistens eine Diashow, weil der 486er hoffnungslos überfordert war.
Das Board hatte ich Ende 1993 gekauft und Anfang 1996 war es für einige Sachen nicht mehr zu gebrauchen.
Duke Nukem 3D war also der Grund, warum ich zum Pentium I gekommen bin. Auf dem 486er kam dann Linux zum Einsatz.

…to be continued.

Vintage Computer: Mainboard Collage Teil 2 – Pentium
Vintage Computer: Mainboard Collage Teil 3 – Dual CPU Mainboards

Kategorie Computer, Mainboard Collage, Retro, Vintage Computer

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