So dies und das und auch jenes

Palm Pre (Update 15.05.2014)

13. Dezember 2009

Mit einem Palm bin ich zum ersten mal Ende 2003 in Berührung gekommen. Da ich damals noch kein Notebook hatte und dringend etwas benötigt habe, mit dem ich Termine und Kontakte mit meinem PC synchronisieren konnte, fiel meine Wahl auf den Tungsten T3.
Das PalmOS begeisterte mich, der T3 war sehr schnell und lief absolut stabil. Mit seinem ausziehbaren Metallgehäuse war er sehr wertig verarbeitet.
Leider konnte man mit dem T3 nicht telefonieren.
Da Palm damals auch für mich nichts brauchbares an Smartphones im Angebot hatte, habe ich mir 2005 den MDA Vario von T-Mobile mit Windows Mobile 5.0 gekauft. Schon nach einer Woche hatte ich eine seitenlange Fehlerliste zusammengestellt und wollte das Gerät eigentlich als unbrauchbar zurückgeben, doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Erweitert mit 2 GB Speicherkarte, GPS Empfänger und der TomTom 5 Navigationssoftware funktionierte es dann halbwegs zuverlässig. Aber so richtig zufrieden war ich eigentlich nie.
Anfang 2009 war ich es dann doch leid, mich mit dem Ding rumzuärgern und ich schaute mich nach einem neuen Handy um.
Windows Mobile wird mir nie wieder ins Haus kommen, das stand fest. Google und Android traue ich nicht. Ein Blackberry sagte mir ebenfalls nicht zu. Blieb Symbian als Handybetriebssystem übrig.
Durch Zufall habe ich dann gelesen, dass Palm ein neues Handy mit einem neuen, eigenen Betriebssystem auf Linuxbasis herausbringen wollte, nachdem man sich bis dahin von PalmOS fürs Handy verabschiedet und leider auf Windows Mobile gesetzt hatte.
Ab da stand für mich eigentlich fest, dass ich mir das kaufen werde.
Vorab hatte ich zwar schon einige negative Berichte über das Palm Pre gelesen, besonders was die schlechte Verarbeitung und die mangelhafte Akkulaufzeit anging, aber trotzdem wollte ich mir mein eigenes Urteil bilden.

Am 13.10.2009 war es dann soweit. Das Palm Pre war exklusiv bei O2 erhältlich. Am 14.10. habe ich dann zugeschlagen. Für 1 EUR Anzahlung und 24 Raten mit je 20 EUR, konnte ich es mitnehmen. Keine Ahnung, warum O2 Ratenzahlung ohne Vertrag bei dem Handy ermöglicht. Eigentlich ist es mir auch egal. Ohne die Möglichkeit der Ratenzahlung hätte ich mir vielleicht überlegt, ob ich 481 EUR für ein Handy ausgeben möchte. Zumal ja auch noch teures Zubehör dazu kommt, wenn man mit dem Gerät ordentlich arbeiten will, aber dazu später mehr.

Nun zum ersten Eindruck. Die Hochglanzoberfläche sieht nett aus, jedoch wird sie in kürzester Zeit nur so vor Fingerabdrücken strotzen. Regelmäßiges putzen ist also angesagt. Ansonsten wirkt die Verarbeitung gerade der ausziehbaren Tastatur eher billig. Das Plastik ist dünn und die Kanten teilweise scharf. Erstaunlicher Weise komme ich mit der kleinen Tastatur gut zurecht. Das Gerät selber liegt jedoch sehr gut in der Hand und hat eine angenehme Größe im Vergleich zu so manch anderem Handy mit Touchscreen.
Ein Witz ist die Abdeckung für den USB Port, über den das Handy auch geladen wird. Ich habe die Kurzanleitung zig mal gelesen um mich zu vergewissern, dass man die Abdeckung wirklich herausziehen kann. Man kann; und irgendwann hat man sie bestimmt auch in der Hand.

Da die Akkuleistung des Palm Pre eigentlich eine Frechheit ist und das Gerät spätestens nach zwei Tagen aufgeladen werden muss, sollte man sich gleich den Touchstone mit der passenden Akkuabdeckung zulegen. Dieses Set schlägt mit knapp 65 EUR zusätzlich zu Buche. Hier sollte man aber darauf bestehen, dass man den Touchstone im Laden ausprobieren darf. Mit meinem ersten Touchstone hatte ich den Effekt, dass das Pre für eine Sekunde angezeigt hat, dass der Akku geladen wird, dann war die Anzeige weg und kam dann im Sekundentakt wieder. Wenn ich den Berichten in den diversen Foren trauen darf, bin ich nicht der einzige, der diesen Effekt beobachtet hat. Aber nur Mut, es gibt auch Touchstones, die funktionieren, auch wenn man etwas Suchen muss.
Ob hierbei der Touchstone oder die Akkuabdeckung das Problem verursacht haben, ist mir eigentlich egal. Diese Probleme passen aber zum bis jetzt gewonnenen schwachen Qualitätsstandard des Palm Pre. Kein Vergleich mehr zur früheren Tungsten T3 Verarbeitung. Wobei ich sagen muss, dass die Akkuabdeckung für den Touchstone besser in der Hand liegt und aufgrund der anderen Oberflächenstruktur auch unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken ist.

Ein weiteres „Highlight“ ist die Tasturbeleuchtung, die analog zum Display, wo es ja noch Sinn macht, ebenfalls mit sinkender Helligkeit gedimmt wird, so dass man bei Dunkelheit blind tippen muss, da die Tastaturbeleuchtung aus ist. Echt ne Glanzleistung. Bleibt zu hoffen, dass Palm hier mit einem Update nachbessert.

Mit der Software geht dieser schlechte Eindruck weiter.
Für die Standardofficeapplikationen gibt es nur Viewer. Man hat keine Möglichkeit Exceltabellen oder Worddokumente zu erstellen. Ein echter Rückschritt zum Tungsten T3, wo das alles problemlos möglich war.
Apropos Office, die direkte Synchronisation mit dem PC um z.B. Kontakte oder Aufgaben mit Outlook abzugleichen, ist nicht vorgesehen und mit Bordmitteln auch nicht möglich. Hier zeigen teure Fremdprodukte, dass es trotzdem geht. Schade, dass Palm hier nicht bereit ist, eine Lösung anzubieten und auf lästige Umwege über das Internet und z.B. Google setzt.
Die ganze Software mach einen unfertigen Eindruck. Man wollte wohl viel mitliefern und hat eben vieles nur halbfertig ausgeliefert. Zumindest ist das mein Eindruck, wenn ich mir die mitgelieferten Applikationen so ansehe. Der Taschenrechner z.B. ist völlig unbrauchbar, da er nicht einmal eine wissenschaftliche Darstellung kennt und man so die einfachsten Rechenaufgaben nicht korrekt lösen kann. Von anderen Zahlensystemen rede ich mal nicht. Es versteht sich von selber, dass die ebenfalls nicht unterstützt werden. Das hatte Palm mit dem PalmOS und den dortigen Applikationen schon erheblich besser gelöst.
Der Startbildschirm bietet nur drei Seiten und erlaubt keine benutzerdefinierten Seiten. Ebenso ist es nicht möglich Applikationen zu verschieben. Auch das konnte der Tungsten T3 besser.
Auch der Kalender lässt stark zu wünschen übrig. Die Monatsansicht ist unbrauchbar, da Tage mit Terminen auch nicht mehr ansatzweise angezeigt werden. Auch das konnte der T3 erheblich besser.
Wobei das PalmOs insgesamt trotzdem einen guten Eindruck hinterlässt. Es arbeitet zügiger und zuverlässiger als mein Windows Mobile Handy und bis jetzt hatte ich noch keinen Absturz. Wenn die Kontakte erst einmal auf dem Handy sind, ist die Verwaltung mit Synergy echt gelungen.
Positiv ist der GPS Empfänger zu erwähnen. Dieser berechnet erheblich schneller die aktuelle Position als z.B. der GPS Empfänger von meinem TomTom. Dafür wird mir der aktuelle Aufenthaltort unter Google Maps teilweise kilometerweit von meinen tatsächlichen Standort entfernt angezeigt. Ob das an Google Maps oder dem GPS Empfänger liegt, kann ich nicht sagen.
Die WLAN Verbindung ist einfach zu konfigurieren und die Verbindung wird sehr schnell wieder aufgebaut. Hier ist mein Notebook erheblich langsamer.

Seit dem 23.11.2009 gibt es das neue Palm webOS 1.3.1 bei dem u.A. auch der Bug beseitigt wurde, dass das manuelle Abrufen der E-Mails nicht funktioniert hat.
Leider wurden mit dieser Version auch alle Apps im Store ausgeblendet, die nicht für den deutschen Markt freigegeben sind. Mit der alten OS Version wurden diese noch angezeigt, auch wenn in der Beschreibung der Text stand, dass die Applikation nur für die USA zugelassen ist.
Eine echt schwache Leistung vom Palm, die eh schon dürftige Auswahl an Apps so weiter zu verringern. Ich hoffe mal, dass mit dem nächsten Update dieser Blödsinn ein Ende hat.

Warum ich trotz aller Kritikpunkte das Palm Pre behalte?
Nun, es gefällt mir. Ausserdem kann Palm bei mir noch von den guten Erfahrungen mit dem T3 zehren und ich hoffe, dass durch die regelmäßigen Updates so manches Ärgernis noch ausgeräumt wird.
Versetzt man das Gerät in den Developer Mode, einfach „webos20090606“ eintippen und den Modus aktivieren, hat man die Möglichkeit das Pre mit diversen Patches nachzubessern und hier hoffe ich dann, das Handy zusammenstellen zu können, das ich eigentlich mit dem Palm Pre erwartet habe.

Update 01.03.2010
Tja, eigentlich sollte ja seit dem 27.02.2010 die WebOS Version 1.4 verfügbar sein. Mein Palm Pre meint aber immer noch, die Version 1.3.5.2 sei aktuell und das Handy sei auf dem aktuellsten Stand.
Im App Catalog gibt es drei kostenlose Spiele von Electronic Arts, Need for Speed Undercover, Monopoly und Sims 3. Eigentlich könnte man sich ja darüber freuen, wenn die Spiele nicht permanent abstürzen würden. Besonders extrem ist es bei Need for Speed, das regelmäßig bei der „Überführung“ des Wagens abstürzt.
Enttäuschend, wenn man bedenkt, dass mir bis jetzt weder Need for Speed Underground auf der PS2 noch Need for Speed Shift auf der PS3 jemals abgestürzt sind.

Update 10.03.2010
Gerade eben meldet nun auch mein Palm Pre endlich, dass WebOS 1.4 verfügbar ist.
Neben dem Aufnehmen und Bearbeiten von Videos wird mal wieder eine Optimierung der Akku Laufzeit versprochen.
Bin ja mal gespannt, ob das eingehalten wird. Die zwei, maximal drei Tage, die das Gerät bei minimaler Nutzung ohne Aufladung durchhält, sind ja nicht wirklich prickelnd.

Update 16.03.2010
Tja, gerade eben hat sich mein Touchstone verabschiedet. Glücklicher Weise ist noch Gewährleistung auf dem Gerät. Mit so miesen Produkten wird Palm kaum gegenüber dem iPhone und den Android Handys punkten können.

Update 04.04.2010
Scheinbar bekommt die spezielle Akku Abdeckung des Palm Pre für den Touchstone nicht immer Kontakt mit den Stiften im Palm Pre. Hier hilft dann nur, die Abdeckung abzunehmen und noch einmal draufzudrücken, stabil wirkt das Ganze leider nicht, also ist Vorsicht geboten. Irgendwann liess sich mein Pre dann auch wieder über den Touchstone laden.

Update 01.07.2010
Seit heute soll es ja die WebOS Version 1.4.5 geben. Ich bin ja mal gespannt, ob ich die endlich mal wieder bekomme. Bei der 1.4.1 habe ich nie eine Updatebenachrichtigung bekommen.
Sollte das jetzt wieder nicht funktionieren, wäre vielleicht ein Wechsel weg von Vodafone eine Lösung. O2 Kunden hatten das Problem mit dem fehlenden Update nicht.

Update 03.07.2010
Heute konnte ich auf die WebOS Version 1.4.5 aktualisieren. Was mich an meiner 1.4 am meisten genervt hat, war, dass ich in PDF Dateien nicht mehr zoomen konnte. Es gab nur noch zwei Zoomstufen, zwischen denen man per Doppelklick wechseln konnte. Das wurde mit der 1.4.1, die ich nie bekommen habe, schon gefixed.
Auch in der 1.4.5 funktioniert das wieder, dafür stürzt der PDF Viewer reproduzierbar beim Öffnen von einigen PDF Dateien ab, was er mit der 1.4 nie gemacht hat. Scheinbar kann man nicht alles haben. Die größte Änderung, wenn man noch von der 1.4 kommt, dürfte wohl die Bezahlfunktion für den deutschen App Catalog sein. Ansonsten hat sich auf den ersten Blick nicht viel bei WebOS 1.4.5 getan.

Update 15.05.2014
Nun ist es so weit, mein Palm Pre hat nach fast 5 Jahren ausgedient.
Schon letztes Jahr habe ich gemerkt, dass man meistens nur per Headset telefonieren konnte, da scheinbar die Kontakte in der Buchse für den Klinkenstecker nicht mehr korrekt funktioniert haben. Der interne Lautsprecher und das Mikrofon blieben einfach abgeschaltet auch wenn kein Headset eingesteckt war. Ne zeitlang konnte man das Problem durch Pusten in die Buchse beheben und das Telefonieren über den internen Lautsprecher und das Mikro hat tatsächlich wieder für ein paar Tage funktioniert, aber in letzter Zeit klappte das eben nicht mehr.
Mein Versuch das Gerät zu öffnen und die Buchse zu reparieren oder zu reinigen hat dazu geführt, dass die Buchse zwar immer noch nicht zuverlässig funktioniert, dafür aber die Tasten für laut/leise gar nicht mehr funktionieren. Scheinbar ist da etwas beim Öffnen schief gegangen.
Also musste Ersatz her.

Kategorie Dies und das, Testberichte

3 Comments »

  1. Die direkte Synchronisation mit Outlook vermisse ich nicht, Synergy funktioniert für mich prima und bezieht alle meine Kontakte, Termine und Aufgaben aus insgesamt drei Quellen, darunter Exchange.

    Außerdem empfinde ich das echte Multitasking als ein großes Plus an dem Telefon.

    Den „unfertigen“ Eindruck teile ich aber grundsätzlich, auch wenn mit webOS 1.3.1 viele Kleinigkeiten behoben worden sind; Gerüchten zufolge soll noch dieses Jahr ein weiteres webOS-Update kommen, mit dem der App Catalog die Beta-Phase verlässt. Ich bleibe also gespannt und zuversichtlich! 😉

    Kommentar by David — 15. Dezember 2009 @ 8:21

  2. Da ich meine Kontakte und Termine ausschließlich mit Outlook pflege fehlt mir die direkte Synchronisation schon. Für mich ist da das kostenpflichtige Programm Companion Link http://www.companionlink.com/usbsync/index.html die Lösung. Leider ist es nicht ganz billig.
    Ansonsten habe ich bei webOS Internals http://www.webos-internals.org/ noch einige interessante Artikel und Apps gefunden. Leider alles nur im Developer Modus verfügbar.
    Mal schauen, was man aus dem Palm Pre noch alles herausholen kann.

    Kommentar by udo — 16. Dezember 2009 @ 12:07

  3. […] zu erweitern, Glauben geschenkt hat, darf sich nach dem Verkauf an HP verarscht vorkommen. Leider gehöre ich zu diesen Leuten. Nicht nur, dass die monatlichen Updates, die Palm versprochen hatte, ausgeblieben sind und man mit […]

    Pingback by Black Blog » Blog Archive » webOS 2.x? — 21. Februar 2011 @ 10:15

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