So dies und das und auch jenes

„Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste,…

19. Oktober 2009

…und der Revolvermann folgte ihm.“
Mit diesem Satz fing für mich im Jahr 1982 oder 1983 alles an. Genau weiss ich es nicht mehr. Ich lag damals krank im Bett und meine Eltern brachten mir zwei Bücher aus der Stadt mit. Einmal „Agenten sterben einsam“ von Alistair Mac Lean und dann ein Band des Magazine of Fantasy & Science Fiction, heute bekannt unter dem Namen Fantasy & Science Fiction.
Letzteres beinhaltet mehrere Kurzgeschichten, unter anderem „Der Revolvermann“ von Stephen King. Diese Geschichte habe ich zwei oder dreimal gelesen und war total begeistert. Irgendwie war mir damals schon klar, dass das keine normale Geschichte werden wird, dass hinter der Geschichte mehr stecken muss.
Also bin ich in den diversen Buchhandlungen auf die Suche nach den Fortsetzungen gegangen. Da ich leider nicht wusste, in welchen Ausgaben des Magazine of Fantasy & Science Fiction hat das Ganze etwas gedauert, bis ich dann endlich alle Teile zusammen hatte.
Obwohl die Kurzgeschichten bereits 1982 in den USA als gesammeltes Werk veröffentlicht wurden, dauerte es noch bis 1988, bis endlich Schwarz erscheint.
Natürlich habe ich mir Schwarz gekauft, damals gab es noch die sogenannten Heyne Jumbos, und war wieder begeistert von der Geschichte.
Ein Jahr später kam dann Drei heraus. Der dritte Band Tot erschien 1992.
Alle drei sind fantastisch geschrieben, wobei ich sagen muss, dass die Fahrt in Blaine – dem Mono, etwas langatmig ist.
Dann wurde es ruhig um Roland und der Suche nach dem dunklen Turm.
Erst 1997 wurde mit Glas der vierte Band veröffentlicht, leider nicht mehr als Heyne Jumbo, sondern nur noch als normales Taschenbuch.
Was sich mit Tot angekündigt hat, setzt sich mit Glas fort. Die Geschichte wird langatmig, seitenlang passiert nichts wirklich entscheidendes, stattdessen wird ausholend erklärt und beschrieben.
Obwohl die Geschichte aus Rolands Jugend interessant ist, war es ein K(r)ampf das ganze Buch zu lesen. Manchmal hatte man das Gefühl auch nach 20 gelesenen Seiten noch keinen Schritt in der Geschichte weitergekommen zu sein. Das war in den ersten drei Bänden deutlich anders.
Bis 2003 wurde die Geschichte um Roland und seiner Suche nicht weitergeschrieben. Dafür wurden die letzten drei Bände dann sehr schnell hintereinander veröffentlicht, was man meiner Meinung nach leider auch merkt. King wollte die Geschichte wohl irgendwie und schnell zu Ende bringen. Wolfsmond machte 2003 den Anfang, es folgten Susannah (2004) und zum Schluß der finale Band Der Turm ebenfalls im Jahr 2004.
Bei Wolfsmond setzt sich dann das fort, was mit Glas angefangen hat. Seitenlanges Gerede, was die Geschichte nicht weiterbringt und die entscheidende Schlacht mit den Wölfen wird dann auf wenigen Seiten abgehandelt. Hier hätte ich mir mehr erwartet. Leider bleibt dieser Schreibstil auch bei den letzten beiden Büchern so.
Mit den letzten drei Bänden passiert auch etwas, was mir bei den ersten Bänden nicht aufgefallen ist. King bezieht immer mehr seiner anderen Romane in die Geschichte um den dunklen Turm ein und wird schließlich selber zu einer nicht ganz unbedeutenden Figur in der Geschichte.
Auch wenn ich die Idee eigentlich nicht übel finde, schließlich hat King ja sein halbes Leben an den Geschichten geschrieben, merkt man doch einen deutlichen Bruch in der Erzählweise. Das hat wohl auch King gemerkt und hat die ersten Bände überarbeitet, so dass sie besser zu den letzten Bänden passen. Teilweise wurden Sachen weggelassen, teilweise neue hinzugefügt oder alte Teile umgeschrieben, damit sie besser zum weiteren Verlauf der Geschichte passen.

Waren die ersten vier Bände von einem besseren King geschrieben worden? Ich weiss es nicht, aber es wäre interessant gewesen, die letzten drei Bände zu lesen, wenn sie derselbe King geschrieben hätte, der die ersten vier Bände geschrieben hat. Aber dafür hat er sich wohl zu viele Jahre Zeit gelassen. Ob es dann auch ein anderes Ende gegeben hätte?
Auch wenn King selber davor warnt, das Buch zuende zu lesen, wird es wohl jeder tun, der über die vielen Jahre hinweg auf die Fortsetzungen gewartet hat.
Und, viele werden enttäuscht sein, wenn sie das Ende gelesen haben, wenn sie wissen, was der dunkle Turm ist und was im obersten Raum passiert.
Muss die Geschichte so enden? Eigentlich endet sie ja nicht wirklich. Ich meine, ja, das Buch muss nach 7 Bänden so enden. Es kann nicht anders enden. Ein Happy End wäre kein würdiger Abschluss der Reihe geworden. Das Ende ist wie die ganze Serie, fantastisch und düster, es lässt Fragen offen, Fragen die sich jeder für sich selber beantworten muss, wobei eine Antwort so gut ist, wie die andere.

Heute am 19.10.2009, nach über 25 Jahren, endet meine persönliche Geschichte von Roland, dem letzten Revolvermann und seiner Suche nach dem dunklen Turm. Die sieben Bücher sind gelesen.
Die Geschichte, die mich Anfang der Achtziger in den Bann gezogen hat, ist zuende. Eine Geschichte, die sehr stark begonnen hat, dann leider nach der ersten kreativen Pause schwächer wurde und sich dann doch noch bis zum ungewöhnlichen Ende retten konnte. Wobei beim siebten Band wieder ein Aufwärtstrend zu erkennen war.
Ich bin froh, dass ich die Bücher gelesen habe, gehören sie doch trotz der Schwächen zu den besten Büchern, die ich jemals gelesen habe.
Wobei ich darauf verzichten werde, die ersten, veränderten Bücher noch einmal zu lesen. Evtl. werde ich sie mir als Hörbücher unterwegs einmal anhören.
Was ich aber mit Sicherheit machen werde, ist die Geschichte als Comic noch einmal zu lesen. Die ersten beiden Bände habe ich bereits hier und ich muss sagen, dass die Umsetzung sehr gelungen ist. Die Zeichnungen sind einfach fantastisch.
Ach ja, wer hier eine Zusammenfassung erwartet hat, den muss ich enttäuschen, davon gibt es schon genügend im Netz. Eine wirklich sehr gute Seite zum dunklen Turm und über Stephen King allgemein ist das King-Wiki.
Angeblich sollen die Filmrechte ja auch bereits vergeben sein. Aber mal ehrlich, ein Film über den dunklen Turm kann nicht gut werden.
Wie will man 7 Bücher, die emotional so dicht geschrieben sind und so viele Schauplätze bieten, verfilmen? Man könnte aus jedem Buch einen Film machen, doch wer will sich das ansehen?
Sollten die Bände wirklich verfilmt werden, fürchte ich einen ähnlichen Reinfall wie mit ES. Der Film wird dem Buch auch nicht annähernd gerecht, obwohl er meiner Meinung nach zu den besseren Verfilmungen von King Büchern gehört.
Man darf gespannt sein, was passiert, wenn die Welt sich weitergedreht hat.

Kategorie Dies und das

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