So dies und das und auch jenes

Der Kristallplanet – Marionettentheater Bad Tölz – Nachtrag 12.03.2023

1. Juni 2008

Der KristallplanetAm Samstag abend waren wir im Marionettentheater Bad Tölz.
Marionetten? Nun, fast jeder kennt wohl die Augsburger Puppenkiste und die Geschichten um Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer oder Urmel aus dem Eis. Als Kind habe ich Jim Knopf zig Mal im Fernsehen gesehen und auch heute üben die Geschichten noch eine gewissen Faszination auf mich aus.
Aber als Erwachsener ins Marionettentheater? Irgendwie habe ich da das Bild einer kleinen Holzbühne, mit rotem Vorhang vor Augen, auf der bei Kindergeburtstagen Kasperle Szenen gespielt werden. Für Kinder sicherlich eine schöne Erfahrung, aber eigentlich nichts, was mich heute noch begeistern könnte.
Oder vielleicht doch?

Fangen wir von vorne an. Durch einen Besuch im Stadtmuseum Bad Tölz, kurz vor Weihnachten im letzten Jahr, sind wir auf die dort ausgestellten Marionetten gestoßen.
Da man im Internet inzwischen ja fast alles finden kann, war auch die entsprechende Homepage des Tölzer Marionettentheaters schnell gefunden.
Ein paar Links weiter haben wir dann auf der Seite von art meets science folgenden Artikel gesehen.

Der Kristallplanet (Wiederaufnahme)
Ein multimediales Marionettenspiel aus der Zukunft von Herbert W. Franke
Mit großem Publikums-Erfolg startete das Marionettenstück „Der Kristallplanet“. Das multimediale Marionettenstück aus der Zukunft wurde anlässlich des achtzigsten Geburtstags des renommierten Science-Fictions-Autors Herbert W. Franke uraufgeführt.

Die Fotos auf der Seite waren schon beeindruckend. Farbenfrohe Hintergründe, Raumschiffe, schwebende Astronauten und das alles auf einer Bühne, zusammen mit Marionetten? Da war die Rede von „spezielle Mikrotricks sowie Computeranimationen“ und von „modernster Video-Mikroskopie kristalliner Mikro-Strukturen“. Das alles klang sehr interessant und da sich auch die Geschichte zum Kristallplaneten nicht schlecht las, stand fest, dass wir uns das Stück ansehen werden.

Am Samstag war es dann, wie gesagt, so weit. Da wir die Karten vorbestellt hatten, mussten wir schon etwas früher im Theater sein, um sie abzuholen.
Bereits im Vorraum waren jede Art von Marionetten ausgestellt. Teilweise wurden diese sogar noch gespielt, wie wir später erfahren haben. Das ganze Theater macht von innen und aussen einen sehr gemütlichen Eindruck. Der Vorführungsraum besteht aus alten Holzsitzen, die erstaunlich bequem sind. Und schaut man nach oben, so erblickt man einen Beamer, der an Drahtseilen gehalten, über den Zuschauern schwebt. Das ganze erinnert irgendwie mehr an ein Kinovorführung, als an ein Marionettentheater. Aber wie hiess es in der Beschreibung?

Ein multimediale Marionettenstück aus der Zukunft…

Man durfte also gespannt sein.
Um 20 Uhr begann die Vorführung mit der Lesung zweier Science Fiction Kurzgeschichten von Prof. Dr. Herbert W. Franke, dem Autor von „Der Kristallplanet“, die von im selber gelesen wurden.
Danach gab es eine kurze Pause, weil die Beamer ausgerichtet werden mussten. Tja, Multimedial eben…

Dann ging es los.
Der Vorhang öffnet sich und man sieht auf der Leinwand den Film einer kristallinen Welt, die Makro Aufnahmen des Kristall-Fotografen Manfred Kage zeigen. Dazu hört man eine einleitende Geschichte.

Das Raumschiff AlphaAnschliessend sieht man zum ersten mal das Raumschiff Alpha mit den drei Astronauten.
Hier war ich dann ja völlig begeistert. Man muss sich das mal vorstellen, vorne vor der Bühne hing ein halbtransparenter Schleier auf dem Bilder projiziert wurden, auf der Bühne waren die Marionetten zu sehen, die die Astronauten darstellten und im Hintergrund war das Universum zu sehen.
Das Ganze hatte eine phantastische Tiefe, man hatte das Gefühl, man könnte mit der Hand auf die Bühne zwischen die Marionetten fahren.

Astronauten Spoerk fliegtIn diesem Stil ging es dann weiter. Beamerprojektionen vermischten sich mit live gespieltem Geschehen auf der Bühne. Dazu immer wieder diese Makroaufnahmen von den Kristallen. Besonders effektvoll war der „Flug“ des Astronauten Spoerk über die Oberfläche des Kristallplaneten. Perfekt passte das Bild vom Beamer zur live bewegten Marionette und ergab ein beeindruckendes Gesamtbild.
Nach ca. einer Stunde war die Vorführung dann vorüber.

Anschließend durfte das Publikum dann noch hinter die Bühne und sich selber einen Eindruck von der Technik dahinter verschaffen. Bereitwillig gaben die Mitwirkenden Auskunft, nicht nur über das Stück „Der Kristallplanet“ und die Probleme und genialen Ideen zur Umsetzung, sondern auch zu allgemeinen Fragen zum Marionettenspiel und zur Geschichte des Tölzer Marionettentheaters.

Auch Professor Franke blieb noch hinter der Bühne und gab bereitwillig Auskunft, wie es zu der Zusammenarbeit zwischen ihm um dem Theater gekommen ist.

Insgesamt ein sehr schöner Abend und evtl. schaue ich mir doch noch mal ein Stück im Marionettentheater an. Der Kristallplanet ist ein schönes Beispiel dafür, wie man traditionelles Marionettentheater mit modernsten Techniken verbinden kann.

Ach ja, auf heise.de bei Telepolis kann man den Kristallplaneten nachlesen. Aber bitte das Ansehen im Marionettentheater in Bad Tölz nicht vergessen. Es lohnt sich wirklich.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Herrn Albert Maly-Motta vom Marionettentheater Bad Tölz, der mir freundlicher Weise die Genehmigung erteilt hat, die Fotos von der Homepage des Marionettentheaters Bad Tölz hier zu verwenden.

Nachtrag 18.08.2022:
Leider ist Herbert W. Franke am 16.07.2022 im Alter von 95 Jahren gestorben.

Nachtrag 12.03.2023:
Gestern war es mal wieder soweit. Wir waren in Bad Tölz im Marionettentheater und haben uns zum dritten oder vierten Mal den Kristallplanet angeschaut. Erfreulicher Weise war die Vorstellung gut besucht, was die Hoffnung weckt, dass das Stück in Zukunft noch das eine oder andere Mal aufgeführt wird.
Da Herbert W. Franke leider inzwischen verstorben ist, war seine Witwe Frau Susanne Paech vor Ort und hat zusammen mit Herrn Albert Maly-Motta, dem Leiter des Marionettentheaters Bad Tölz, eine Kurzgeschichte von Herbert W. Franke vorgelesen. Beide sind auch auf die Geschichte eingegangen, warum das Stück für das Marionettentheaters Bad Tölz geschrieben wurde und welche Probleme es bei der Umsetzung für die Bühne gegeben hat.
Dies war auch die erste Vorstellung, die wir in den neuen gepolsterten Sitzen erlebt haben. Vor einigen Jahren hatten wir ja die Möglichkeit einige Sitze der alten Bestuhlung zu bekommen. Diese stehen in unserem Star Wars Kino im Keller.
Es war mal wieder ein schöner Abend im Marionettentheater Bad Tölz. Ich kann jedem empfehlen, der mal in Bad Tölz ist, einen Abstecher ins Marionettentheater zu machen.

Kategorie Dies und das

2 Comments »

  1. Danke für die netten Worte, die ich gern an die Beteiligten weiterleite. Die Produzentin (meine Wenigkeit), der Autor H.W. Franke und der Regisseur und Puppenspieler Albert Maly-Motta freuen sich immer, wenn sie von Zuschauern erfahren, die Spaß an unserem Stück hatten!

    Kommentar by Susanne Paech — 16. Juli 2008 @ 15:19

  2. Wir freuen uns ebenfalls über die sehr positive Besprechung und sind froh, daß wir das Stück im Spielplan haben. Auch im Herbst/Winter 2008 wird es wieder Aufführungen geben. Einzelheiten auf unserer Website
    http://www.marionetten-toelz.de

    A. Maly-Motta
    Leiter Marionettentheater Bad Tölz

    Kommentar by Albert Maly-Motta — 18. Juli 2008 @ 15:02

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