So dies und das und auch jenes

Star Wars 7 – Das Erwachen der Macht

27. Dezember 2015

Star Wars, als der erste Film 1977 über die Leinwand flimmerte, ist das erfolgreich an mir vorbei gegangen. Ich war damals erst 10 Jahre alt und habe davon nichts mitbekommen. Anfang der Achtziger habe ich den zusammen mit dem zweiten Teil dann zum ersten mal auf Video gesehen.
Den dritten Teil habe ich dann im Kino gesehen.
Die Geschichte über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse mit dem mystischen Element der Macht war genial. Die Trickeffekte waren grandios und die Schauspieler eindrucksvoll, man nahm ihnen die Rolle ab.

Damals hieß es noch, es sollten neun Teile gedreht werden. Neben den drei ursprünglichen Teilen noch drei, die davor und drei, die danach spielen sollten.
Jahrelang passierte dann nichts, mal abgesehen davon, dass Lucas die technischen Möglichkeiten nutze um seine Filme zu verschlimmbessern. Es wurden neue Szenen digital ergänzt, andere wurden getauscht und Han Solo schoss plötzlich nicht mehr zuerst, weil es politisch unkorrekt war und der Film ja auch für das Familienkino geeignet sein musste.
Am schlimmsten war jedoch der Sound der Special Edition, die 1997 auf Video erschienen ist und für mich mehr zur Lispeledition wurde, weil durch das nachträgliche Bearbeiten der Tonspur die Schauspieler an einigen Stellen ein deutliches Lispeln von sich gaben.

Zwei Jahre später kam dann der erste Teil der Prequel Triologie heraus und ich war entsetzt über den Müll, der dort als Star Wars bezeichnet wurde.
Farblose Charaktere, die mit gespielt ernster und wichtiger Mine haufenweise Bullshit von sich geben, während sie sinnlos durch Gänge laufen oder in Gruppen zusammensitzen und über die Weltpolitik, sorry Galaxie-Politik, beratschlagen und ach so wichtige Probleme wälzen.
Hier wurde eindeutig mehr Wert auf Computeranimationen und Spezialeffekte, als auf eine halbwegs schlüssige und interessante Geschichte gelegt. Die Leinwand war überfrachtet von computeranimierten Figuren und Raumschiffen, die jeden Pixel im Hintergrund ausgefüllt haben, dazu Landschaften, die hingekünzelt wirkten, weil sie alle am Computer generiert wurden.
Die Raumschiffe glänzten und spiegelten. Das alles hat mich an die Raytracing Zeit am Amiga erinnert, wo es „in“ war, solche Bilder zu Hause zu generieren. Irgendwann kann man es nicht mehr sehen.
Dazu kam dann noch eine Witzfigur namens Jar Jar Binks.
Die Teile 2 und 3 waren nicht besser. Das Ganze war der krampfhafte Versuch die Verwandlung des kleinen Anakin Skywalkers zu Darth Vader zu zeigen.
Auch hier habe ich nur den dritten Teil im Kino gesehen und erst am Ende, als Darth Vader auf der Brücke des Sternenzerstörers stand, kam für mich so etwas wie Star Wars Feeling auf.

Ne, war das ein Müll und man hatte echt keine Lust, sich vorzustellen, dass da noch drei Teile folgen sollten.
Lucas hatte dann auch ein Einsehen und hat keine Star Wars Filme mehr gedreht, sondern 2012 alle Rechte an Star Wars an Disney verkauft, wo man bekannt gab, drei neue Filme drehen zu wollen, die an die drei Originalfilme anschließen würden.

Der erste davon ist Das Erwachen der Macht, den ich kurz vor Weihnachten in 3D im Kino gesehen habe.
Die Erwartungshaltung war natürlich riesig. Würde es J.J. Abrams gelingen einen „richtigen“ Star Wars Film zu drehen, was George Lucas für meinen Geschmack mit den letzten drei Teilen gründlich vermasselt hat?
Erst einmal wurde alles umbenannt, das Imperium heißt jetzt „erste Ordnung“, die nicht mehr von einem Imperator angeführt wird, sondern von dem Kriegsherren Snoke, dem obersten Anführer, während die Rebellen jetzt Widerstand heißen.
Im Vorspann erfährt man, dass die Episode rund 30 Jahre nach der Schlacht von Endor, also dem dritten alten oder insgesamt sechsten Teil, spielt. Luke Skywalker hat sich ins Exil zurück gezogen, nachdem sein Versuch die Jedi neu zu gründen in die Hose gegangen ist. Hinweise auf seinen Aufenthaltort werden auf dem Wüstenplaneten Jakku gefunden, die der Widerstandspilot Poe Dameron kurz vor seiner Gefangennahme durch die „erste Ordnung“ seinem Droiden BB-8 übergibt.
Erschüttert durch das brutale Vorgehen der „erste Ordnung“ beschließt der Sturmtruppler FN-2187, später Finn genannt, dem Piloten zu helfen und befreit ihn. Gemeinsam können sie in einem Tie Fighter entkommen, stürzen jedoch auf dem Wüstenplaneten Jakku ab und zunächst sieht es so aus, als ob nur Finn überlebt hat.
Parallel zu dieser Handlung findet die Schrottsammlerin Rey den Droiden BB-8 und nimmt ihn mit. Die „erste Ordnung“ entdeckt die beiden und die Jagd beginnt. Zusammen mit Finn versucht sie zu fliehen und kann schließlich mit einem alten Schrottschiff, dem Millennium Falcon, von Jakku entkommen.
Während der Flucht treffen sie auf Han Solo und Chewbacca. Wie zu erwarten war, schließen sie sich zusammen um dem Widerstand die Informationen aus BB-8 zu überbringen und werden mehrfach von der „ersten Ordnung“ angegriffen.
Bei einem dieser Angriffe wird Rey von Kylo Ren gefangen genommen und auf die Starkiller Basis, einer Festung der „ersten Ordnung“ auf einem Eisplaneten, gebracht. In der Festung wird sie verhört und Kylo Ren versucht ihr die Bilder der Karte für den Aufenthaltsort von Luke Skywalker zu entreißen, da Rey die Karte kurz als Hologramm bei einer Projektion durch BB-8 gesehen hat.
Und hier versteht man dann auch, warum der Film „Das Erwachen der Macht“ heißt, denn Rey entdeckt plötzlich die Macht für sich und kann mit ihrer Hilfe der Gefangenschaft entkommen.
Zusammen mit dem Widerstand unter der Führung von Leia Organa beschließen Han Solo, Chewbacca und Finn die Festung anzugreifen. Dazu muss erst einmal der Schutzschild der Festung ausgeschaltet werden, was Han Solo, Chewbacca und Finn übernehmen.
Bei diesem Einsatz treffen sie auf die geflohene Rey. Nachdem die Bomben für die Sprengung gelegt wurden und man sich auf der Flucht befindet, sieht Han Solo seinen Sohn Kylo Ren und wird von diesem mehr oder weniger überraschend umgebracht.
Die anderen setzen die Flucht fort und zwischen Rey und Kylo Ren kommt es zu einem Duell, das Rey für sich entscheiden kann, indem sie Kylo Ren verletzt.
Da die Schutzschilde der Festung ausgeschaltet wurden, kann die Flotte des Widerstands den Planeten angreifen und eine zerstörerische Kettenreaktion auslösen.
Chewbacca, Rey und Finn gelingt die Flucht. Zurück beim Widerstand erwacht R2D2 aus seinem Ruhezustand, in dem er sich seit dem Exil von Luke Skywalker befindet und zusammen mit BB-8 kann er eine Karte des Aufenthaltsorts von Luke Skywalker erstellen.
Dank dieser Karte wird Luke dann auch gefunden und Teil 2 bzw. Teil 8 kann kommen.

Das ist nach etwas über zwei Stunden das Ende des siebten Teils.
Ist das jetzt ein Star Wars Film? Ja und nein, Abrams hat sehr vieles richtig gemacht.
Er hat viele neue Charaktere eingeführt ohne die alten Charaktere zu vergessen, auch wenn sie gegenüber den neuen etwas in den Hintergrund getreten sind.
Die neuen Charaktere sind lebendig, dürfen auch mal nen Witz oder eine flapsige Bemerkung machen und bleiben so definitiv besser in Erinnerung, als die farblosen Gestalten der letzten drei Teile, die zumindest ich nach dem Ende des Films, bis auf den nervtötenden Jar Jar Bings, schon wieder vergesen hatte.
Nicht jeder freie Platz auf der Leinwand wurde mit sinnlos animierten Computerbildern zugepflastert und musste sich bewegen. Weniger ist hier oft mehr.
Die Landschaften wirkten nicht steril und computergeneriert, wie in den letzten drei Teilen, was wohl auch daran lag, dass echte Drehorte verwendet wurden, und nicht alles aus dem Computer gekommen ist. Die Raumschiffe sind dreckig und verbeult und nicht hochglänzend und spiegelnd.
Nach dem Tod von Darth Vader gibt es mit Kylo Ren einen neuen Bösewicht im Universum.
Aber das wichtigste dürfte wohl sein, dass es endlich mal wieder eine gute Geschichte gab.

Allerdings hat Abrams auch viel falsch gemacht.
Beim Versuch möglichst an den 6. Teil anzuschließen hat er zuviel aus der Originaltriologie übernommen. Es gibt zu viele Handlungsparallelen, wie beispielsweise die Pläne im Androiden.
Bei einigen Szenen musste ich unwillkürlich denken, dass das kein Star Wars ist. Beispielsweise die Verhörszene zwischen Kylo Ren und Rey. Das erinnerte mich mehr an Spocks Gedankenverschmelzung als an Star Wars. Ebenso die Zerstörung des Planeten, das hatte mehr etwas von der Zerstörung des Genesis Planeten aus „Auf der Suche nach Mr. Spock“ oder von der Zerstörung des Vulkan aus dem ersten Star Trek Film von Abrams.
Während der Moment, als Darth Vader das erste mal die Bühne betritt, komplett in schwarz, mit dieser eindrucksvollen Maske und dem markanten Atmen für mich eine der besten Momente der Filmgeschichte ist, kommt mir Kylo Ren wie eine Witzfigur vor, die Maske ist lächerlich und der Wutanfall, als er feststellt, dass Rey entkommen konnte, einfach nur kindisch.
Vielleicht entwickelt er sich ja noch.
Die letzten 30 Minuten kamen mir zu hektisch vor, so als ob jemand eine Liste mit noch notwendigem Inhalt herausgeholt hat, der noch gedreht und abgehakt werden musste.

  • Hauptdarsteller muss noch sterben
  • Kampf Vater gegen Sohn oder Sohn gegen Vater muss her
  • Kampf Gut gegen Böse fehlt noch
  • Todesstern muss noch explodieren

So, alles abgehakt? Dann kann der Cliffhänger für Teil 2 oder Teil 8, je nachdem, wie man es sieht, folgen.
Das wars dann. Der Rest kommt in zwei bzw. 4 Jahren.

Nach der überwältigenden Originaltriologie enttäuscht Star Wars 7 – Das Erwachen der Macht nicht so sehr, wie die von Lucas nachgeschobene letzte Triologie, aber an das Original reicht sie nicht ran. Was zum Teil auch daran liegt, dass einfach zu viele Parallelen vorhanden sind.

Und vielleicht gibt es ja auch ein Wiedersehen mit Han Solo. In Star Trek hat J.J. Abrams ja schon gezeigt, dass er sich mit alternativen Zeitlinien und Zeitreisen auskennt.
Vielleicht wird Kylo Ren ja der stärkste Sith (oder wie die jetzt auch immer heißen mögen) den es je gab, wendet sich von der dunklen Seite ab und erweckt Han Solo wieder zum Leben.
Vielleicht wird Leia auch nur eines morgens wach und Han steht unter der Dusche.

Wie auch immer, möge die Macht mit Dir sein und ich freue mich trotzdem auf den 8. und 9. Teil.

Kategorie Film Kritiken, Testberichte

Ein Kommentar »

  1. Sehr ausgewogene Rezension, deckt sich mit meinen Eindrücken des Films!

    Kommentar by David — 28. Dezember 2015 @ 11:12

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